top of page

5 typische Denkfehler von mittelständischen Unternehmen

Und wie du davon lernen kannst


Aus der Reihe „die häufigsten Denkfehler“ von App-Newbies kommen heute die Mittelständler an die Reihe. Im Gegensatz zu den Start-ups, die eine App oft „from scratch“ 

und „mobile first“ denken, versuchen Mittelständler häufig ihr bestehendes Geschäft über eine App zu „digitalisieren". Auch hier sehe ich wiederkehrende Denkfehler, die es zu vermeiden gilt.


Ein mittelständischer Unternehmer


Hier meine Top 5 der häufigsten Denkfehler mittelständischer Unternehmen bei der App-Entwicklung:


1. "Wir bringen unser Angebot jetzt in eine App.“

In den meisten Fällen lässt sich dein Angebots-Portfolio nicht eins zu eins in eine App übertragen. Und noch viel wichtiger: es ist auch nicht sinnvoll. Stattdessen solltest du dir überlegen, wo der Mehrwert in der App-Nutzung liegt. Eine App zu haben, weil das heute dazu gehört ist keine Strategie, verschlingt Geld und bringt keinen Value.


Ein guter Grund für eine App ist, wenn du ein Kundenbedürfnis befriedigen kannst, dass kontext-sensitiv ist, also keiner Planung, sondern einer schnellen Lösung bedarf. Wenn ich im Radio einen Song höre und wissen möchte wie der heisst, dann zücke ich mein Handy und „shazame“. Wenn ich wissen möchte, wie ich von A nach B komme, dann zücke ich mein Handy und schaue in Google Maps. Wenn ich in der S-Bahn Langeweile habe, dann scrolle ich meinen Social Media Feed oder spiele irgendein Casual Game. Gleiches gilt, wenn ich schnell ein Uber, eine Pizza oder ein Date organiseren will oder wenn ich meinen Kontostand, meine Aktien oder meine Likes checken möchte. All diese Ereignisse sind kontext-sensitiv und eher spontan. Sie bedürfen keiner Planung und lassen sich mit einer App schnell und einfach lösen. Analysiere deine Customer Journey und finde Use Cases, die kontext-sensitiv sind. Identifiziere die geeignetsten und fokussiere dich, statt dein komplettes Angebots-Portfolio in einer App abbilden zu wollen. 


2. „Das App-Projekt ist bis Ende des Jahres abgeschlossen.“

Einer der häufigsten Irrtümer von Mittelständlern ist, dass ein App-Projekt budgetiert wird und zu einem bestimmten Zeitpunkt abgeschlossen sein soll. In der Regel ist das nicht der Fall. Zum einen, da sich Kundenbedürfnisse und technologische Möglichkeiten ändern auf die du reagieren solltest. Zum anderen, da du deine App „warten“ und regelmässig Updates veröffentlichen musst, damit sie fehlerfrei funktioniert. Mit der App-Entwicklung eröffnest du eine Baustelle, die nie fertig sein wird und entsprechend auch laufende Kosten verursacht. Darüber solltest du dir vor Projekt-Beginn im Klaren sein. 


3. „Ich habe da eine gute Idee. Bitte setzt die um.“ 

Software-Entwicklung folgt anderen Regeln, als dein analoges Geschäft, wo man mal schnell Nachjustieren oder spontan eine andere Richtung einschlagen kann. Spontane Ideen verwässern die Kernidee, verzögern das Projekt und frustieren das Entwickler-Team. Hol dir einen guten Software-Architekten und einen erfahrenen App-Business-Experten. Diese beiden legen das Fundament für deine App und können die Pros und Cons deiner Ideen evaluieren. Wenn die technische Architektur und das Konzept freigegeben wurde, dann solltest du an der Grundidee nichtmehr rütteln. Dazu arbeiten Entwicklerteams meist in 2-wöchigen Sprints, in denen sie Sprint-Ziele festlegen und diese dann bestmöglich abarbeiten. Hier Top-Down reinzugrätschen bringt nur Unruhe und führt dazu, dass die Sprint-Ziele nicht erreicht werden. Besser Ideen sammeln, diskutieren, challengen und dann die Umsetzung langfristig einplanen. Höre auf dein Team.


4. „Wenn die App da ist, werden unsere Bestandskunden unser Produkte/ Services/ Inhalte auch über die App nutzen bzw. kaufen.“

Das wird von alleine nicht passieren. Stattdessen solltest du mindestens genausoviel Zeit in einen Go-To-Market-Plan, eine Vertriebsstrategie und in die Optimierung deiner Engagement- und Retention-Metriken investieren, wie in die App-Entwicklung selbst. Und ja, auch das kostet Geld. Viele SME unterschätzen die Bedeutung von Marketing und Vertrieb, budgetieren es nicht und launchen dann eine App, die keiner nutzt. Häufig sehe ich Business Pläne, in denen die Kosten für die App-Entwicklung pauschal kalkuliert werden, aber Customer-Acquistion Cost nicht auftauchen oder nur so high-level, dass völlig unklar ist, wie die App zu ihren Nutzern kommen soll. Wenn du eine App launchst und kein Budget einplanst, um diese auch zu vermarkten, dann nützt dir das ganze App Projekt nichts. Spare nicht am falschen Ende.


5. "Wir launchen die App erst, wenn sie fertig ist. Sonst wird sie von anderen schnell kopiert."

Wie heisst es so treffend: „Wenn du dich für deinen ersten Launch nicht schämst, dann hast du zu spät gelaunched.“ Denke gross und langfristig, aber starte klein und vorallem schnell. Launche einen MVP (minimal viable product), um möglichst frühzeitig Nutzer-Feedback zu bekommen auf dessen Basis du deine App verbessern kannst. Je länger du damit wartest, desto kostspieliger wird das ganze Projekt. Am Ende ist so ziemlich jede App kopierbar - euer Team, eure Erfahrungen und die Fähigkeit schnell zu iterieren aber nicht. Gehe schnell raus, identifiziere „undichte Stellen“ und lerne aus euren Fehlern. Statt ein fertiges Haus zu bauen, wo es dann reinregnet. Das will dann ohnehin keiner kopieren.


Liebe Mittelständler da draussen, ich hoffe ihr nehmt euch meine Empfehlungen zu Herzen. Wenn nicht, habt ihr selbst schuld ;-)


Beim nächsten Mal gehts um die Corporates, die Big Player, die Tanker unter den Unternehmen. Ja, auch die machen Fehler und verbrennen oft viel Geld. Weil sie es haben.


Bis nächste Woche,

Tom 


PS: Wenn dir mein Blog gefällt, dann abonniere ihn doch einfach und du bekommst jeden Montag einen neuen Beitrag von mir.



bottom of page